Eine revolutionäre Anwendung, die sich im Zusammenhang mit der Blockchain verstärkt herauskristallisiert hat, ist die Tokenisierung. Hierbei handelt es sich um eine digitale Verbriefung eines realen Objektes, welche es ermöglicht diesen in kleine Anteile zu stückeln und in einzelne Tokens umzuwandeln.
Ich werde dir zum besseren Verständnis das Konzept der Tokenisierung anhand eines einfach Beispiels erklären:
Nehmen wir an, du würdest gerne jährlich einen bescheidenen Betrag in Immobilien investieren – sagen wir 2000€. Auch wenn diese Idee theoretisch vernünftig klingen mag, so ist es in der Praxis nur schwer möglich. Mit 2000€ eine ganze Immobilie zu kaufen ist auf Basis der aktuellen Marktpreise schlicht nicht möglich genauso wenig wie die Option einzelne Quadratmeter zu erwerben. Umgekehrt verhält sich die Situation genau gleich.
Ein Immobilienbesitzer, der kurzfristig 10.000€ an Liquidität benötigt und eine Immobilie im Wert von 100.000€ besitzt, kann sich “noch” nicht für den Verkauf eines Bruchteils der Anlage entscheiden. Derartigen Transaktionen sind bis dato noch starke Grenzen gesetzt.
Prinzip der Tokenisierung – Es geht auch anders
Der Immobilienbesitzer aus unserem Beispiel könnte sich dazu entscheiden seine Eigentumsrechte an der Immobilie in 100.000 Token umzuwandeln. Die Zahl kann er dabei beliebig wählen. In diesem Beispiel repräsentiert ein einzelner Token demnach einen Anteil von 0,001% an der Immobilie. Anschließend werden diese Tokens auf einer Blockchain Plattform, die Smart Contracts unterstützt, ausgegeben und auf Handelsplattformen gehandelt.
Was haben wir in diesem (noch) fiktiven Beispiel also gemacht? Wir haben ein Realgut tokenisiert und dadurch liquider gemacht. Alle Prozesse wurden vereinfacht. Durch den Prozess der Tokenisierung können also bereits Kleinanleger mit geringen Investments an allen möglichen Realgütern beteiligen. Dabei ist es egal, ob dies eine Immobilie, ein Gemälde, eine Weinplantage oder sogar ein Fußballspieler ist. Bereits heute gibt es zahlreiche Beispiele für tokenisierte Vermögenswerte in den verschiedensten Bereichen wie:
- Immobilien
- Rohstoffe
- Gold
- Kunst
- Luxusgüter
- Währungen
Erste Entwürfe zur Gesetzesgrundlage der Tokenisierung
Ein gängiges Problem der Blockchainwelt, welches auch die Tokenisierung hat, ist die mangelnde rechtliche Gesetzeslage. Man hatte bisher große Schwierigkeiten in der rechtlichen Behandlung eines oben beschriebenen Assets-Tokens. Ist es eine Aktie, ein Zertifikat, eine (Krypto-)Währung oder doch etwas ganz anderes?
Liechtenstein hat hier ein Konzept zur Rechtsstruktur entworfen und mit seinem Token-Container-Modell definitiv die Vorreiterrolle übernommen. Die Idee ist folgende:
Das Token Container Model (TCM)
Angenommen man hat einen Vermögenswert beliebiger Art, den man tokenisieren will. Das Token Container Model (TCM) packt sämtliche relevanten Aspekte in einen Container und definiert über den Token die Rechte an den Assets (Wertpapiere, Kryptos, Immobilien, Lizenzrechte und weitere) für Transaktionen, Handel, Besitz und Aufbewahrung.
Wer sich mit Kryptografie auskennt weiß, dass es unheimlich schwierig ist, Besitz bzw. auch Verlust auf der Blockchain nachzuweisen. Der Grund dafür ist, dass es nur ein einziges Beweisstück hierzu gibt: den Private Key. Wenn man diesen verliert oder vergisst, so kann man dies zwar vor Gericht behaupten, aber niemand kann nachweisen, ob du den Private Key nicht doch weißt. Und genau hier ergibt sich die Schwierigkeit.
Wenn man beispielsweise das Eigentumsrecht einer Immobilie in Form eines Tokens besitzt, so hat man auch das Recht über die Verfügung. Da aber der Besitz eines Tokens technisch so schwer ist, wurde festgeschrieben, dass lediglich die Kontrolle des Tokens notwendig für den Besitznachweis ist. Dieser Gesetzestext ist sehr innovativ und wird in Zukunft als Richtlinie für andere Länder dienen und die Grundlagen für eine Token-Ökonomie legen.
Die Vorteile liegen auf der Hand – Zusammenfassung
- Tokenisierung erhöht die Liquidität von physischen Vermögensgegenständen.
- Der Kreis der potenziellen Anleger kann durch die Möglichkeit der Aufteilung vergrößert werden. Vor allem für Menschen, die kleinere Beträge in Immobilien anlegen möchten, eröffnen sich neue Chancen.
- Tokenisierung erhöht die Portfolio Diversifikation: Neben Immobilien können Gemälde, Oldtimer, und Luxusuhren ebenfalls in den Anlagemix aufgenommen werden.
Experten gehen davon aus, dass die Marktgröße von tokenisierten Vermögenswerten (nur in der EU) bis zum Jahr 2024 auf 1,44 Billionen Euro anwachsen wird. Wenn man sich diese Entwicklung also global auf die gesamte Welt hochrechnet, dann kannst du dir vorstellen, wo die Reise hingehen wird.
Beobachte daher auch aufmerksam Blockchain- Unternehmen, die eine Infrastruktur für den Handel solcher Assets-Token aufbauen – denn der Bedarf wird in Zukunft stark zunehmen!
DAVID GLADES
CEO Blockchain Consulting